Time-in-Range – ein intensiv-diskutierter Parameter

Bisher gab es keine Einigung darüber, welcher „Bereich“ verwendet werden und wie viel Zeit in diesem Bereich verbracht werden soll, ausgedrückt als Prozentzahl des gesamten Tages. Die Amerikanische Diabetes Gesellschaft (ADA) hat nun aktuell die in einer Konsensus-Publikation dargelegten Angaben zum „Time-in-Range“ (TiR) in ihre Empfehlungen zur Patientenbetreuung aufgenommen. Dabei bedeutet diese „Einigung“ NICHT, dass es nun keine Diskussion mehr darüber gibt, welche Zielwerte für den TiR verwendet werden sollen, wie viel Zeit die Patienten in welchem Bereich sein sollen und was eine bedeutende Verbesserung bei diesen Werten bedeutet (s. Abbildung). Unabhängig davon, welcher Zielbereich bei einem individuellen Patienten mit TiR angestrebt wird, jede 5%ige Verbesserung, von z. B. 60% auf 65%, entspricht immerhin einer Stunde mehr pro Tag im Zielbereich.

Der verwendete Bereich und das Time-in-Range-Ziel sollten je nach Patient mit Diabetes variieren, es gilt auch die Zeitdauer zu beachten, die die Glukosewerte unterhalb und oberhalb des Zielbereiches liegen:

  • Für Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes ist Ziel, dass mehr als 70% der von dem CGM-System aufgezeichneten Werte im Zielbereich (70-180 mg/dl) liegen und gleichzeitig weniger als 4% der Werte unterhalb von 70 mg/dl.
  • Bei älteren Patienten oder Risikopersonen mit Diabetes liegt das TiR-Ziel bei mehr als 50%, Werte unterhalb von 70 mg/dl sollen in weniger als 1% der Zeit auftreten.
  • Für schwangere Frauen mit Typ-1-Diabetes liegt das TiR-Ziel bei über 70% im engeren Zielbereich von 63 – 140 mg/dl.
  • Für Schwangere mit Schwangerschafts- und Typ-2-Diabetes ist Ziel, den größten Teil des Tages ebenfalls im engeren Bereich von 63 – 140 mg/dl zu verbringen.

Die DDG und die AGDT haben eine kritische Stellungnahme zu diesem Parameter publiziert (von der Homepage der DDG und der AGDT runterladbar), es geht bei der TiR, auch nach den Aussagen der Konsensus-Publikation, nicht um einen Ersatz des HbA1c-Wertes, sondern um eine Ergänzung.

Auch wenn die Korrelation zwischen HbA1c und TiR dürftig bis schlecht ist, bei der praktischen Betreuung der Patienten ist dieser Parameter deutlich besser verständlich zu machen als eine aus Patientensicht belanglose Zahl wie beim HbA1c. Da die Anzahl von Patienten, die ein CGM-System verwenden, zunimmt, haben solche Aspekte eine erhebliche Bedeutung.

Quelle: Battelino T et al. Diabetes Care 2019

Unser Fazit: Konsensus bedeutet nicht Ende der Diskussion! Beide Parameter haben ihre Vor- und Nachteile. Es wird spannend sein zu sehen, wie und ob sich der TiR etabliert.

DiaTec weekly – Sep 12, 2019