Wie sehen Patienten die digitalen Gesundheitsversorgung?

Im Prinzip ist das die wichtigste Frage überhaupt, denn sie sind am Ende die Profiteure – oder Leidtragenden von einem veränderten digitalen Angebot. Der Krankenversicherer Pronova BKK hat eine bundesweite Online-Befragung unter seinen Versicherten durchgeführt und dabei Fragen zu gegenwärtigen Einstellungen zur Digitalisierung des Gesundheitssektors gestellt. Etwa 1.000 Personen, repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland beantworteten im März 2019 Fragen zur digitalen Gesundheitsversorgung.

Etwa die Hälfte aller Befragten sieht grundsätzlich Chancen in der Digitalisierung des Gesundheitssystems. Knapp 80% befürworten die zentrale Gesundheitsakte und sehen als Vorteile eine schnelle und gezieltere Behandlung im Notfall (71%), eine Zeitersparnis durch das Vorliegen der Befunde (68%) und einen besseren Austausch zwischen den Ärzten (66%). Es gibt aber auch Bedenken, insbesondere den Missbrauch durch Hacker (64%) oder Nachteile durch schlechtere Krankenkassentarife (61%).

Trotz solcher Nachteile wären mehr als 90% bereit, Funktionen der zentralen Gesundheitsakte zu nutzen, z.B. den Impfstatus (67%), Laborwerte (66%), Röntgenbilder und EKG-Aufzeichnungen (65%) sowie aktuelle Medikamente (62%).

Auf die Frage, wer Einsicht in diese Informationen erhalten soll, antworteten mehr als 80%, dass ihre Ärzte und Krankenhäuser (bei einer notwendigen Behandlung) zumindest teilweise Zugriff auf die zentrale Gesundheitsakte bekommen sollen. Die meisten Menschen in Deutschland sind sogar bereit, sämtliche Informationen mit ihrem Hausarzt zu teilen.

Auch Apps können den gesundheitlichen Zustand eines Menschen dokumentieren. Davon würden fast drei Viertel der Deutschen Gebrauch machen, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen: Der Datenschutz muss gewährleistet sein (52%) und erfasste Daten dürfen weder weiterverkauft noch an Empfänger gehen, die nicht ausdrücklich vom Nutzer autorisiert wurden (48%). Fast jeder Fünfte würde eine App, die komplexere Messungen vornehmen kann, nur dann nutzen, wenn sie von der eigenen Krankenkasse kommt.

Einen großen Schritt weiter geht die künstliche Intelligenz (KI) und für die Hälfte der Befragten wäre es denkbar, sich von einem Roboter auf Basis von Laborwerten oder Röntgenbildern Diagnosen liefern zu lassen. Auch bei der Anästhesie dürfen Roboter helfend tätig werden, sich ausschließlich von einem Roboter behandeln lassen, z. B. in Form einer Operation, würde nur jeder Vierte. Als große Chance sieht jeder Zweite die zusätzliche Zeit, die Ärzte dank KI in die Behandlung von Patientinnen und Patienten investieren können, da sie an anderer Stelle entlastet werden. Dennoch glauben 80 Prozent der Befragten, dass der Einsatz von KI in der Medizin von der Bevölkerung nicht akzeptiert wird.

Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland ist grundsätzlich gegen die Schließung ländlicher Krankenhäuser, jeder Dritte würde das allerdings akzeptieren, wenn dafür eine schnelle Erstversorgung garantiert wäre. Ebenfalls ein Drittel kann sich vorstellen, dass Telemedizin dazu beitragen könnte.

Unser Fazit: Die Menschen in unserem Land sind anscheinend offen für ergänzende digitale Versorgungsangebote. Sie stehen der elektronischen Gesundheitsakte positiv gegenüber und sehen Vorteile in einer besseren Abstimmung der verschiedenen Sektoren untereinander. Das sollte Ansporn genug sein, um endlich die digitale Transformation im Gesundheitssektor umzusetzen.

DiaTec weekly – Sep 26, 19