Advanced Diabetes Technology Landscape 2023 – Veränderungen sichtbar machen

Von Torsten Christann

Vielleicht vorab zu unserer Motivation zu dieser Marktübersicht: „Landscapes“ sind ein wenig wie die Brathähnchen der Beratungsbranche: Man findet sie quasi überall und in wirklich sehr unterschiedlicher Qualität. Sehr oft sind das reine Marketing-Instrumente. Bei Digital Oxygen sammeln wir die Daten hinter unseren Landscapes primär für uns selbst: Einige unserer größten Kunden kommen aus dem Bereich der Diabetes-Technologie – also beschäftigen wir uns natürlich intensiv mit diesem Markt.

Ein Markt, der sich gerade signifikant wandelt. Hier brodelt es, nur eben noch unter der Oberfläche. Das Landscape ist eine Form, diese Entwicklungen sichtbar zu machen, eine Form der anschaulichen Dokumentation, in die wir viel Mühe stecken. Das Landscape, wie wir es hier veröffentlichen, basiert ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Informationen – Informationen, die uns darüber hinaus z. B. aus persönlichen Gesprächen vorliegen, sind in solchen Publikationen nicht enthalten.

Es brodelt im Markt für Diabetes Technologie.

Die einzelnen Entwicklungen, die aus dem Landscape ablesbar sind, sind den Leser:innen dieses Newsletters hinlänglich bekannt – interessant wird es, sobald sie gemeinsam Wirkung entfalten:

1. Die Entwicklung weg von der traditionellen Glukosemessung
2. Die Entwicklung non-invasiver Messsysteme
3. Die zunehmende Unterstützung durch AID bei Pumpen
4. Patient:innen-fokussierte Software und DiGAs

Die Verschiebung von der traditionellen Glukosemessung hin zu CGMs ist kein Geheimnis. Ebenso wenig wie die zunehmende Verbreitung von Insulin-Pumpen mit AID. Aber – um im Bild zu bleiben: Unter den bestehenden Markt mit diesen scheinbar großen technologischen Fortschritten schiebt sich gerade eine neue massive tektonische Platte: Die non-invasive Glukosemessung. Hin und wieder bebt es kurz, wenn alljährlich ein neues Gerücht über Apples Fortschritte in diesem Bereich kursiert, aber ansonsten nimmt man das Thema wenig wahr (und ernst).

All diese Entwicklungen zusammen genommen werden zwangsläufig zu einer – ebenfalls bekannten – fundamentalen Veränderung führen: Zum Artificial Pancreas – der voll-integrierten Glukosemessung mit automatischer Insulingabe: Dann steht dem Markt eine nie gesehene Konsolidierung bevor.

Artificial Pancreas ist keine Herausforderung von morgen.

Bis es zu so einer massiven Veränderung kommt, ist es technologisch noch hin – und sie wird sich auch nicht von jetzt auf gleich vollziehen, oder? Nein, sich mit diesem Szenario auseinanderzusetzen ist jetzt eine der wichtigsten strategischen Aufgaben für MedTechs im Bereich Diabetes-Technologie!

Ein Vergleich der Landscapes 2022 und 2023 zeigt die Geschwindigkeit der Veränderung. Die Adaption von AID bei Pumpen verläuft zügig, im Bereich der AID-Hersteller sehen wir bereits erfolgreiche Partnerschaften, aber auch Unternehmen, die sich zurückziehen. Vor allem aber: Die Anzahl der Unternehmen, die sich mit non-invasiver Messung beschäftigt, ist mit nun 37 nahezu explodiert – nur einem davon muss ein Durchbruch gelingen. Aber was würde das bedeuten?

Aus der Patient:innen-Perspektive ist die Präferenz hier klar: Je integrierter, kleiner, unauffälliger und bequemer, desto besser: Am wahrscheinlichsten ist hier also zunächst eine Integration der Mess-Sensoren in ein Wearable (wie etwa eine Smart Watch oder ein dediziertes Armband). Die erste Konsolidierungswelle wird also den Bereich der CGMs treffen. Bei Pumpen werden die Anbieter das Rennen machen, die rechtzeitig entweder die Kompatibilität mit non-invasiven Messsystemen sichergestellt haben, Sensor und Pumpe integriert haben und/oder gleich selbst in eine non-invasive Lösung investiert haben – und die sich rechtzeitig um die Miniaturisierung ihrer Pumpen gekümmert haben.

Doch selbst, wenn dieses Ziel eines „Artificial Pancreas“ – sagen wir das „technische Endgame“ – schließlich erreicht ist, werden Patient:innen immer noch Mehrwert aus unterstützender Software wie z.B. DiGAs ziehen – etwa zum Management ihrer Ernährung oder ihres Lebensstils im Allgemeinen. Software oder im speziellen DiGAs sollten daher ebenfalls bereits jetzt auf dem Radar von Pumpen- und Mess-Anbietern sein.

Torsten Christann ist Managing Partner bei der Healthcare-Beratung Digital Oxygen.

Die Landscape kann hier kostenfrei als PDF heruntergeladen werden: 

DiaTec weekly – März 10, 23