weekly: In der Pressemitteilung ist die Rede davon, dass sich BD im Diabetesbereich aktiver und innovativer aufstellen möchte. Im Diabetesbereich kennen die allermeisten Diabetologen BD primär als Hersteller von Nadeln/Kanülen, weitere Diabetes-Produkte sind zumindest weniger bekannt. Was also ist das Ziel dieser Ausgründung und was sind die konkreten Vorhaben?
Jochen Sieber: Das Diabetes-Geschäft von BD erfreut sich aufgrund seiner langen Geschichte in Bezug auf Qualität und hervorragende Fertigungsgüte einer starken Kundenbindung. Es produziert jährlich etwa 8 Milliarden Nadeln und Fertigspritzen und versorgt rund 30 Millionen Menschen mit Diabetes – mehr als jedes andere Unternehmen auf der Welt. Dies schafft eine starke Grundlage für Innovationen. Wir geben nicht alle unsere zukünftigen Innovationen aus Wettbewerbsgründen bekannt, aber wir haben bekannt gegeben, dass BD mit externen Partnern an einem Typ-2-Insulin-Patchpumpen-Programm arbeitet. Wir glauben, dass unser Patch über Funktionen verfügt, die es zu einem überzeugenden Patch-Produkt für Typ-2-Patienten machen werden.
weekly: Die neue Firma wird ja erst im Jahr 2022 aktiv werden, denn es müssen wohl zunächst diverse Verflechtungen gelöst und bestehende Projekte müssen neu oder anders organisiert werden. Hat dies Rückwirkungen auf die Versorgung der Patienten in Deutschland und wird die neue Firma auch einen neuen Namen haben? Noch ist dazu nichts bekannt …
Jochen Sieber: Du hast Recht. Wir haben den Namen des neuen Unternehmens noch nicht bekannt gegeben, aber dies wird Teil der Markenstrategie sein, wenn wir auf die Abspaltung hinarbeiten. Darüber hinaus werden wir uns bemühen, den Übergang für unsere Kunden nahtlos zu gestalten. Diabetes ist eine globale Epidemie mit erheblichen unerfüllten Bedürfnissen und einer zunehmenden Kostenbelastung für Patienten und Kostenträger. Das Diabetes Care-Geschäft von BD kann auf eine lange Erfolgsgeschichte in Bezug auf Qualität und hervorragende Fertigungsgüte zurückblicken. Es verfügt über eine starke Marke, globale Reichweite, konstante Rentabilität und eine robuste Pipeline-Strategie. Als unabhängiges, auf Diabetes ausgerichtetes Unternehmen wäre das neue Unternehmen besser in der Lage, Kapitalinvestitionen anzuziehen, Talente zu rekrutieren und Ressourcen und Anstrengungen für Innovation und Produktentwicklung bereitzustellen, um zukünftiges Wachstum voranzutreiben, das letztendlich Kunden und Patienten auf der ganzen Welt zugutekommt.
weekly: Wir sehen im Diabetesbereich bei verschiedenen den Herstellerfirmen Änderungen und Neuausrichtungen. Sanofi beispielsweise hat Neuentwicklung von Diabetes-Produkten komplett eingestellt. Könnte sich die „neue“ BD-Diabetesfirma auch in Konstellationen mit anderen Partnern wiederfinden?
Jochen Sieber: Bis zum Abschluss der Transaktion läuft das Geschäft wie gewohnt und das Diabetes-Care-Geschäft wird weiterhin als Einheit innerhalb des BD Medical-Segments operieren. Es ist noch zu früh, um über zukünftige Kooperationen mit anderen Partnern zu spekulieren.
weekly: Weltweit hat BD im Diabetesbereich einige Tausend Mitarbeiter, die nun wohl nicht nur neue Visitenkarten bekommen, sondern auch mit neuen Produkten zu den Diabetologen kommen. Steht damit in einem gewissen Sinne den Diabetes-Teams ein „neuer“ Partner für die Patientenbetreuung zur Verfügung!?
Jochen Sieber: Das neue Unternehmen wird weltweit rund 2.400 Mitarbeiter beschäftigen. Wir glauben, dass unsere Kunden erheblich vom reinen Diabetes-Fokus des neuen Unternehmens profitieren werden. Das Vermächtnis von Qualität, Kundenservice und der Bereitstellung zuverlässiger und bewährter Lösungen würde bestehen bleiben, und unsere Möglichkeiten, neue Innovationen zu entwickeln, um die zunehmende Zahl von Patienten mit Diabetes zu unterstützen, würden zunehmen. Kunden profitieren von einem neuen Unternehmen, das sich ausschließlich auf Diabetes mellitus konzentriert und über die finanzielle Stabilität eines etablierten Unternehmens verfügt.
weekly: Letzte Frage, Jochen: Worin siehst Du persönlich die wichtigsten neuen Entwicklungen und größten Chancen für BD?
Jochen Sieber: CEO des neuen Unternehmens wird Dev Kurdikar. Er kam im Februar zu BD und wird in seiner neuen Rolle die Verantwortung dafür tragen, die globale strategische, operative und kommerzielle Leistung in einem Portfolio von Lösungen zu steigern. Nachdem die geplante Transaktion nun angekündigt wurde, wird er sein Führungsteam ergänzen, die Ausgliederungspläne formalisieren und in den nächsten Monaten die Strategie für die weitere Entwicklung des Unternehmens entwickeln. Dev ist leidenschaftlich und begeistert von einer Wachstumsagenda und einem Fokus auf Innovation. Wir erwarten, dass das neue Unternehmen über eine Kapitalstruktur verfügt, die auch höhere organische und anorganische Investitionen ermöglicht. Wir werden in den kommenden Monaten mehr über die Go-Forward-Strategie des neuen Unternehmens diskutieren.
DiaTec weekly – Mai 28, 21
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