Was sind denn aus Sicht der Ärzte die größten Hürden und Hindernisse, die sie in ihrem Alltag erleben und die der digitalen Transformation in der Patientenversorgung entgegenstehen? Das Thema zog sich durch den gesamten Abend, auch wenn Konsens darüber herrschte, dass die Digitalisierung das Arztbild verändern und zu neuen Herausforderungen führen wird. Patienten werden zunehmend digitale Kompetenz von ihrem Arzt erwarten, insbesondere gilt dies für die junge Patienten-Generation Z, aber auch viele ältere Patienten sind längst vertraut mit sozialen Medien und dem Umgang mit Computern und bereit für digitale Angebote aus der Medizin, z.B. für die telemedizinische Sprechstunde.

Die recht heterogenen Antworten sind am Ende dennoch auf dieselbe Problematik zurückzuführen:

  • Ärzte werden oft als ewige Blockierer bezeichnet, aber das stimmt so nicht. Es mangelt an Geld für Investitionskosten und technischen Voraussetzungen, um Dinge ernsthaft nach vorne zu bringen.
  • Das Handwerkzeug ist nicht da. Die Umsetzung bei den Softwarehäusern dauert viel zu lange – bis z.B. die Lesegeräte zur Verfügung standen, waren Monate vergangen und auch erst nach erster und zweiter und dritter Verlängerung
  • Wegen der komplexen Vertragswerke und dem „Entlanghangeln am SGB V“, ist z.B. das Einschreibeverfahren eines jedes einzelnen Arztes bei Selektivverträgen hinderlich für die Umsetzung.
  • Warum z.B. möchte sich niemand in den digitalen Impfpass eintragen? Weil es zu kompliziert ist und weil es vier verschiedene Softwaresysteme für die Impfwerte gibt, die alle nicht miteinander kompatibel sind.

Die aktuelle Situation mit den vielen Selektivverträgen mache es schwierig für den Allgemeinarzt, sich in `zig verschiedene Programme einzuschreiben, die von den verschiedensten Institutionen angeboten werden. Um aber möglichst viele Ärzte und Versorger für die digitale Transformation mitzunehmen, sind notwendig:

  • eine funktionierende Infrastruktur, ein flächendeckendes Netz und gute Software,
  • Datenkompatibilität und Datenaustausch,
  • ausreichende Vergütung, sprich Geld – auch für Investitionen in den Arztpraxen,
  • eine Telematik-Infrastruktur, die sich in die Praxissoftwaresysteme integrieren lässt,
  • einheitliche Hard- und Softwarelösungen als Handwerkzeug, mit denen alle Kollegen arbeiten und die in den Praxisalltag hineinpassen.

Unser Fazit: In einer perfekten Welt sollte es am Ende so aussehen: Der Patient kommt in die Praxis, hält seine ePA (die er selbstverständlich dabei hat) an das Lesegerät und direkt werden alle wichtigen Informationen inklusive Diagnosen, Befunde und Medikationspläne automatisch in die Praxissoftware übertragen und dort in seiner Akte abgelegt. Anschließend spielt die Praxis die Daten und Ergebnisse der aktuellen Konsultation wieder auf die Karte, damit diese für den nächsten Kollegen bereitstehen.

Das Problem bei der Hardware lag übrigens im ePA-fähigen Connector, der entsprechend upgedatet werden muss! Dabei ist der deutsche Hersteller der Connectoren in die Knie gegangen, es gibt aber nur weitere drei internationale Hersteller. Im Klartext heißt das: Wir können nicht mehr auf das deutsche Mittelstandsunternehmen bauen. Lösungsmöglichkeiten: Die Gematik bietet das entweder zentral an – oder aber wir müssen internationale Standards akzeptieren und darauf hoffen, dass diese in ausreichender Menge geliefert werden können.

DiaTec weekly – Feb 14, 20