Insulinpumpen, ein wichtiges Instrument für die moderne Diabetes-Therapie, hängen auch von gut funktionierenden Insulininfusionssets ab. Diese Sets können jedoch aufgrund von Hautreizungen und der Notwendigkeit einer häufigen Substitution zu einer Belastung werden. Neue Technologien können die Belastung erheblich reduzieren, so dass Insulininfusionssets sowohl eine verbesserte Funktionalität als auch eine höhere Benutzerzufriedenheit bieten.
Das Symposium „ADVANCES IN INSULIN PUMP INFUSION SETS“ versuchte Fragen zu beantworten, die sich in diesem Zusammenhang stellen: Warum belasten die derzeitigen Insulininfusionen die Benutzer der Insulinpumpentherapie? Welche Technologien können die Insulinstabilität aufrechterhalten und die Tragezeit des Insulininfusionssets verlängern? Wie können Industrie und Wissenschaft die Benutzererfahrung für Patienten verbessern, die eine Pumpentherapie anwenden?
Sechs Insulinpumpenexperten aus Medizin, Pädiatrie und Technik diskutierten über aktuelle Herausforderungen und die jüngsten technologischen Fortschritte bei Insulinsätzen. Organisiert wurde das virtuelle Meeting von dem auch in Europa gut bekannten Diabetologen und Wissenschaftler David Klonoff und gesponsert von Medtronic,wohl hauptsächlich, um deren neues Insulininfusionsset vorzustellen. Dieses wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Convatec entwickelt und kann bis zu 7 Tage genutzt werden (extended wear-time, eIIS), was einen beachtlich großen Unterschied zu den bisher üblichen Insulininfusionssets ausmacht: Auch wenn manche Nutzer ihre Insulininfusionssets problemlos über eine Reihe von Tagen verwenden, müssen die meisten sie mindestens jeden zweiten Tag wechseln.
Die etwa 200 Teilnehmer bekamen eine dichte Reihung von Präsentationen zum aktuellen Stand der Entwicklung bei Insulininfusionssets, u.a. vom Autor dieses Beitrags. Eine dänische Pädiaterin referierte zu Hautreaktionen auf Insulininfusionssets bei Kindern (erschreckend häufig und heftig), Zwei Medtronic-Mitarbeiter stellten das neuartige eIIS im Detail vor und ein deutscher Mitarbeiter von Convatec berichtete zu zukünftigen Entwicklungstendenzen bei Insulininfusionssets. Schließlich hielt der amerikanische Grandseigneur der Diabetes-Technologie, Bruce Buckingham, einen eindrucksvollen Vortrag zur Zukunft von Insulininfusionssets, die im Zusammenhang mit AID-Systemen eine noch bedeutendere Rolle einnehmen werden. Besonders spannend war deshalb der Aufruf zu einer gemeinsamen Adressierung der diversen Herausforderungen, die sich mit dem Thema verbinden lassen, z.B. wenn Insulin über eine gewisse Zeit in den Kathetern verbleibt. Insuline sind ja nicht für diesen Einsatzzweck entwickelt worden, deshalb kann es zu Verstopfungen in den dünnen Schläuchen durch Insulinfibrillen kommen.
Wenn die Nutzer nur noch alle 7 Tage das Insulininfusionsset wechseln müssten, hätte dies eine Reihe von Vorteilen: Neben einem reduzierten Handhabungsaufwand entstehen weniger Kosten, weniger Insulinverlust und nicht zuletzt weniger Müll. Die wesentlichen Inhalte der Präsentationen und die Antworten auf die diversen Fragen die gestellt wurden, auf die im Rahmen des dichtgedrängten Programms praktisch nicht eingegangen werden konnte, werden im Rahmen eines Meeting-Reports dargestellt werden, welcher zeitnah in der US-Fachzeitschrift Journal of Diabetes Science & Technology publiziert werden soll. Wir werden dazu gesondert berichten.
Fazit: In der Vergangenheit hat es bereits mehrfach Ankündigungen zu neuartigen Insulininfusionssets gegeben. Einige sind auch auf den Markt gekommen, haben sich dort aber nicht bewährt. Auch ist es immer wieder zu Rückrufaktionen gekommen – mit entsprechenden Imageschäden für die Hersteller. Bleibt also zu hoffen, dass mit dem neuartigen e-Infusionsset geeignet angelegte klinischen Studien durchgeführt werden und diese auch mögliche Probleme adressieren, die mit der Applikation auftreten können. Es wäre ja schon ein Vorteil, wenn das e-Infusionsset mit 100%iger Sicherheit über drei oder vier Tage funktionieren würde.
DiaTec weekly – Dezember 4, 20
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