Die Patientenorganisation Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF) hat ein Statement zu Lieferproblemen bei Insulin in den USA publiziert. Dort gibt es offenbar Knappheiten bei den 10-ml-Fläschchen von Humalog und Insulin lispro von Lilly sowie Novolog von Novo Nordisk. In den USA nutzen viele Patienten mit Diabetes noch Insulin in Fläschchen und Spritzen für die subkutane Insulinapplikation.
Lilly stellt deshalb die Herstellung die 3-mL-Fläschchen ein, die bisher nur für den Krankenhausgebrauch vertrieben wurden. Dadurch soll der Produktionsprozess verbessert werden, damit in Kürze wieder mit dem Versand von 10-mL-Fläschchen begonnen werden kann. Daher geht dieser Hersteller davon aus, den Bedarf bald decken zu können. In der Zwischenzeit ermutigt Lilly die Anwender, „auf das gleiche Insulin in einem vorgefüllten Pen umzusteigen“ oder ein anderes Insulin in Betracht zu ziehen.
Novo Nordisk teilte mit, dass es derzeit eine kurzfristige Unterbrechung der Auslieferung von NovoLog-Fläschchen gibt, aufgrund von Lieferverzögerungen bei den Produktionsstätten. Das Unternehmen geht davon aus, dass es seinen normalen Versandplan ab Mitte April wiederaufnehmen kann. Weiterhin gibt es Bemühungen, unbenutztes Insulin bereitzustellen und die Patienten mit Diabetes dadurch zu unterstützen. Aktuell verfügt das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht über genügend Lieferkapazitäten, um die gesamte Marktnachfrage zu befriedigen, da es sich um frühere Lieferrückstände in den USA kümmert.
Die JDRF ist in Kontakt mit beiden Herstellern, um sich über den Stand der Engpässe informieren zu lassen und darüber, was die Unternehmen tun, um diese Herausforderungen zu bewältigen. In den USA ist es oft schwierig, die Insulinsorte kurzfristig zu wechseln, da jede Änderung bei der Medikation mit dem Ausfüllen von Versicherungsformularen und einer erforderlichen Vorabgenehmigung einhergeht.
Angesichts dieser Situation haben Mitglieder der T1D-Gemeinschaft angeboten, unbenutztes Insulin zu spenden, und die JDRF ermutigt zu solchen Spenden über die Website von Insulin for Life. Details und Zahlen zu dieser Problematik, die anscheinend noch regional unterschiedlich ist, liegen nicht vor, daher ist auch nicht klar, wieviel Prozent der Insulinpatienten von diesen Engpässen betroffen sind.
Fazit: In Deutschland ist die Situation wohl noch komplizierter! Die Insulinhersteller verknappen offenbar gezielt bestimmte Darreichungsformen, z.B. Insulin in Fläschchen, oder ausgesprochen selten benutzte Formen, um den Bedarf an den „gebräuchlichen” Formen decken zu können. Die Apotheke darf dann nach Rücksprache mit dem verschreibenden Arzt die Insuline umstellen. Allerdings wird von erheblichen Probleme mit dem elektronischen Rezept berichtet. Falls dieses in der Apotheke bereits eingelesen wurde, das Insulin dann aber nicht lieferbar war, muss ein neues Rezept ausgestellt werden, was dann in der Konsequenz eine Doppelverordnung suggeriert – ausgesprochen schlecht und falsch für die Budgetierung der Praxen. Weiterhin ist es aktuell extrem schwierig, konkrete Informationen zu erhalten, was in welchem Bundesland und bei welchem Großhändler situativ nicht lieferbar ist, da es Kontigentierungen gibt und der lokale Bedarf punktuell, beispielsweise durch Hamsterkäufe, unterschiedlich ist. In der Konsequenz kann ein Insulin in NRW noch lieferbar sein, während dies in Baden-Württemberg ausverkauft ist. Manche Patienten müssen bis zu fünf Apotheken kontaktieren, teilweise außerhalb des Wohnortes, um „ihr“ Insulin zu bekommen.
Wenn Insulinknappheit auch in Ihrer Region ein Thema ist, schreiben Sie Ihre Abgeordneten an. So bekommt man das Thema auf die Tagesordnung im Bundestag.
diatec weekly – Mai 19, 24
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