Irgendwie glauben wir ja gerne, dass die Situation so bleiben wird wie sie ist. Erst in der Rückschau wird deutlich, wieviel sich in den letzten 5 oder 10 Jahren verändert hat. Deshalb werden wir wohl auch in 5 oder 10 Jahren darüber lächeln, welche Themen und welche Dinge, die wir noch gar nicht kennen oder als nicht besonders bedeutend einstufen und die wir heute heftig diskutieren, dann Standard sein werden.
Es lohnt sich deshalb, mal darüber nachzudenken, was eigentlich die Triebfeder hinter dieser stürmischen Entwicklung ist, insbesondere wenn der Fokus auf dem Bereich „Digital Health“ liegt? Diabetes ist dafür zwar nur eine Indikation, auch wenn diese chronische Erkrankung mit einer Menge an anfallenden Daten daherkommt und deshalb ein wichtiges Spielfeld für viele Akteure darstellt. Dies können ebenso neue Player (= StartUps) als auch etablierte Firmen sein und auch nicht nur die bekannten diagnostischen und pharmazeutischen Hersteller von Diabetesprodukten, sondern auch Firmen, die eigentlich Suchprogramme, Smart Phones oder Streamingdienste anbieten. Diese Firmen investieren neben diversen Risikokapitalgebern viel Geld in den digitalen Gesundheitsbereich. Eine aktuelle Studie aus den USA berichtet über 4 Milliarden Dollar allein im 3. Quartal 2020 und es sind dabei nur die in den USA ansässigen digitalen Gesundheits-Startups berücksichtigt!
Dieses Investitionsvolumen ist fast doppelt so hoch wie die durchschnittlichen Investitionen von ca. 2,1 Milliarden Dollar pro Quartal im Zeitraum 2018-2019. Die durchschnittliche Größe der Transaktionen lag im Jahr 2020 bei 30,2 Millionen Dollar, was ebenfalls einen deutlichen Sprung gegenüber den Transaktionsvolumen von 20 Millionen Dollar im Zeitraum 2018-2019 bedeutet. Interessant sind in diesem Zusammenhang die „Mega-Deals“, definiert als Verträge im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar! In diesem Jahr 2020 gab es bereits 24 solcher Mega-Deals – doppelt so viele wie der bisherige Rekord von 12 Mega-Deals im gesamten Jahr 2018.
Bei Diabetes-Startups gab es in diesem Jahr bislang keine „Mega-Deals“, außer einer 18,5 Milliarden US-Dollar schweren „Fusion“ zwischen Livongo und Teladoc im dritten Quartal 2020. Im Bereich der digitalen Gesundheit ist unter dem Namen Teladoc nun ein digitaler Gesundheitsgigant mit einem Marktwert von 37 Milliarden Dollar entstanden. Es gab außerdem noch mehrere Finanzspritzen für Firmen aus dem Diabetes-Bereich.
Zu der am stärksten finanzierten Kategorie bei den digitalen Gesundheits-Startups zählen die „On-Demand-Gesundheitsdienste“. Hierzu gehört u.a. die Ausstellung von Rezepten im Internet sowie telemedizinische Angebote. Die COVID-19-Pandemie fördert dies massiv: Während bei einer im April (= vor der Pandemie) durchgeführten Umfrage nur insgesamt 9% der US-Ärzte angaben, ihre Patienteninteraktionen über telemedizinische Ansätze zu führen, stieg dieser Anteil während der bisherigen Hochzeit der Pandemie bis auf 51% an. Vermutlich wird dieser Anteil wieder abnehmen, aber auf einem Niveau bleiben, das deutlich höher ist als vor der Pandemie.
Fazit: Im Bereich Digital Health passiert viel und wir werden uns noch wundern, wie sehr hier die Post abgeht! Schon vor der Pandemie hatte die FDA proaktiv über eine stärkere Regulation des digitalen Gesundheitsmarktes nachgedacht. Nun hat sie ein neues „Digital Health Center of Excellence“ ins Leben gerufen, welches bei der Modernisierung von Richtlinien und Regulierungsansätzen helfen soll. Dieses Zentrum ist auch an der Arbeit rund um ein Software-Vorzertifizierungsprogramm (PreCert) beteiligt, welches im September seine neueste Aktualisierung veröffentlichte.
DiaTec weekly – Oktober 23, 20
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