Die angesehene Zeitschrift Lancet Planet Health (Lenzen M et al. The environmental footprint of health care: A global assessment, Lancet Planet Health 4:e2871-79, 2021) präsentiert aktuell eine Untersuchung zum ökologischen Fußabdruck der Gesundheitsdienstleistungen, die für die Aufrechterhaltung und Verbesserung des menschlichen Wohlbefindens notwendig sind.Frühere Studien haben die Emissionen an Kohlenstoff durch das Gesundheitswesen auf globaler Ebene quantifiziert, hier jedoch war Ziel, eine globale Bewertung dieses Sektors zu den Auswirkungen auf die Umwelt zu erstellen. Durch eine multiregionale Input-Output-Analyse wurde nun der Beitrag des Gesundheitswesens zu den Umweltschäden, die ihrerseits die menschliche Gesundheit gefährden, evaluiert. Mithilfe einer globalen Datenbank für Lieferketten mit detaillierten Informationen über die verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens konnten so die direkten und indirekten Umweltschäden in der Versorgungskette durch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen evaluiert werden.
Der Fokus lag dabei auf sieben Umweltstressoren mit bekannten negativen Rückkopplungszyklen: Emission von Treibhausgasen, Feinstaub, Luftschadstoffe (Stickoxide und Schwefeldioxid), Malariarisiko, reaktivem Stickstoff im Wasser und Wasserknappheit. Nach dieser Untersuchung verursacht das Gesundheitswesen globale Umweltauswirkungen, die je nach Indikator zwischen 1% und 5% der globalen Gesamtauswirkungen liegen. Bei einigen nationalen Auswirkungen machen diese sogar mehr als 5% aus. Dies wird von den Autoren so interpretiert, dass eine Erhöhung der Ausgaben für die Gesundheitsfürsorge zur Abmilderung der negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Umweltschäden häufig von Fachleuten des Gesundheitswesens befürwortet wird. Globale Versorgungsketten, die in die verstärkte Tätigkeit von Gesundheitssektoren einfließen, lösen ihrerseits negative Rückkopplungen aus, indem sie die Umweltauswirkungen der Gesundheitsversorgung verstärken, und damit dem Auftrag der Gesundheitsversorgung zuwiderlaufen.
Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: Wie steht es um den ökologischen Fußabdruck von Diabetes und der damit verbundenen Therapie? Eine entsprechende Internetrecherche erbrachte leider genau keinen (!) Hit.
Fazit: Ein gut funktionierendes Gesundheitswesen sollte eine Selbstverständlichkeit sein! Denken wir aber darüber nach, welchen Einfluss der dafür zu treibende Aufwand auf die Umwelt hat? Bei dieser Publikation gab es keine separate Betrachtung der verschiedenen Erkrankungen in Hinsicht auf ihren Einfluss auf die Umwelt. In Anbetracht der Anzahl von Menschen, die an Diabetes erkrankt sind und des Aufwandes, der für die Diabetestherapie getrieben wird, wird dieser aber erheblich sein.
Im Juli 2021 fand mit dem Green Diabetes Summit die erste virtuelle Konferenz zu Thema Müll im Bereich der Diabetes-Technologie statt. Dabei haben sich Kliniker und Vertretern von Patienten- und Verwaltungsorganisationen mit Müllentsorgungsspezialisten und Vertreter der Hersteller aus den USA und Europa getroffen. Ziel des Treffens waren erstens (Hintergrund)–Informationen über die Komplexität des Themas zu liefern. Dabei wurden Aspekte wie Nachhaltigkeit, Müll-Management von Medizinprodukten, die bei der Diabetestherapie eingesetzt werden, aus einer Reihe von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Zweitens sollte ausgelotet werden, wie und in welcher Form sich „Koalitionen“ bilden können, die die relevanten Gruppen zusammenbringen, um gemeinsam daran zu arbeiten, Lösungen für die anstehenden Probleme zu finden, wenn es um das Design, die Nutzung und die adäquate Entsorgung geht. Keine der Gruppen wird für sich allein diese Themen lösen können, deshalb kann der Green Diabetes Summit als ein erster Schritt zu einer Verbesserung des Bewusstseins in Hinsicht auf den ökologischen Fußabdruck der Diabetestherapie betrachtet werden.
DiaTec weekly – September 10, 21
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