Auf 26 Seiten empfiehlt das NICE aktuell mit seiner „Technology Appraisal Guidance“ den Einsatz von AID-Systemen bei einigen Gruppen von Patienten mit Typ-1-Diabetes und das liest sich wirklich „nice“.
Die Empfehlung gilt für Patienten mit Typ-1-Diabetes und insbesondere für:
- Kinder und Jugendliche
- Schwangere oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen
- Erwachsene mit Insulinpumpe und/oder CGM-System und einem HbA1c >7,5% oder „behindernde Hypoglykämien“ aufweisen (behinderte Hypoglykämien sind definiert als „abnorm niedrige Glucosewerte trotz bestmöglicher Behandlung“)
Noch ist die Leitlinie vorläufig, denn in den nächsten drei Wochen können Kommentare eingereicht werden. Voraussichtlich noch im Dezember 2023 soll die endgültige Fassung veröffentlicht werden. Die drei genannten Patientenpopulationen werden voraussichtlich die ersten sein, denen im Rahmen eines Fünfjahresplans ein AID-System angeboten wird.
Es gilt dies vor dem Hintergrund zu sehen, dass bisher in den NICE-Leitlinien keine AID-Systeme für die Behandlung von Patienten mit Typ-1-Diabetes empfohlen wurden, damit auch keine Kostenerstattung dafür durch das nationale Gesundheitssystem (NHS) erfolgte. Daher ist diese Aktualisierung ein bedeutender Schritt. Auch die Nutzung von Insulinpumpen wurden nur für Patienten mit Typ-1-Diabetes ab dem Alter von zwölf Jahren empfohlen, die einen HbA1c-Wert von >8,5% oder „behindernde Hypoglykämie“ aufweisen. Für Kinder unter zwölf Jahren wurde bisher eine Insulinpumpentherapie dann empfohlen, wenn eine MDI-Therapie „als unpraktisch oder unangemessen“ angesehen wird.
Nach dem Nationalen Diabetes-Audit 2021-2022 für England und Wales gibt es 270.935 Menschen in England und 16.090 Menschen in Wales mit Typ-1-Diabetes – so genaue Zahlen haben wir in Deutschland übrigens nicht. Das NICE geht davon aus, dass aufgrund der aktualisierten Leitlinie 150.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes in England für die Nutzung eines AID-Systems in Frage kommen, da über 65% dieser Menschen einen HbA1c-Wert von >7,5% aufweisen. Übrigens hat das NHS in Schottland die Verwendung von AID-Systemen bereits im Jahr 2022 genehmigt.
Diese Leitlinie basiert auf einer Analyse von randomisierten kontrollierten Studien und einer Pilotstudie des NHS in England zu AID-Systemen, die im August 2023 veröffentlicht wurde [1].
Es gibt auch eine Praxisempfehlung des „UK Association of British Clinical Diabetologist’s Diabetes Technology Network (ABCD-DTN)” zur Nutzung von AID-Systemen [2]. Bei den 520 Menschen mit Typ-1-Diabetes und einem HbA1c-Wert >8,5%, die an dieser Studie teilnahmen, wurde eine durchschnittliche Senkung des HbA1c-Wertes um 1,7% und ein Anstieg der Zeit im Zielbereich um 6,7 Stunden pro Tag, von 34% bei Studienbeginn auf 62% nach sechs Monaten beobachtet.
Fazit: Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass der Einsatz der UK-Kollegen zu diesem wichtigen Schritt geführt hat. Bedenkenswert ist auch, wie groß die Unterschiede in der Nutzung von Diabetes-Technologie im Vergleich der verschiedenen Europäischen Länder ist, leider gibt es ausgesprochen wenige Zahlen und Informationen hierzu.
- Crabtree TSJ, Griffin TP, Yap YW, Narendran P, Gallen G, Furlong N, et al. Hybrid Closed-Loop Therapy in Adults With Type 1 Diabetes and Above-Target HbA1c: A Real-world Observational Study. Diabetes Care. 2023;46(10):1831-8. doi: 10.2337/dc23-0635. PubMed PMID: 37566697; PubMed Central PMCID: PMCPMC10516256.
- Griffin TP, Gallen G, Hartnell S, Crabtree T, Holloway M, Gibb FW, et al. UK’s Association of British Clinical Diabetologist’s Diabetes Technology Network (ABCD-DTN): Best practice guide for hybrid closed-loop therapy. Diabet Med. 2023;40(7):e15078. Epub 20230410. doi: 10.1111/dme.15078. PubMed PMID: 36932929.
diatec weekly – November 17, 23
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