Thomas Danne präsentierte seine Ansicht zur Zukunft von AID-Systemen und plädierte dafür, dass AID-Systeme der Behandlungsstandard für alle Menschen mit Typ-1-Diabetes sein sollten. AID-Systeme können die glykämischen Ergebnisse erheblich verbessern und die Häufigkeit schwerer hypoglykämischer Ereignisse verringern, sagte er. Er betonte ferner die Notwendigkeit eines frühen und möglichst schnell nach Manifestation sowie eines erweiterten Zugangs zu AID-Systemen und schlug vor, die TITR als wertvollen Parameter zu nutzen, um die Wirksamkeit von Zusatztherapien zur Minimierung von Hyperglykämien nachzuweisen. Dazu zitierte er eine im NEJM veröffentlichte Studie zur C-Peptid-Erhaltung durch AID-Einführung bei der Diagnose von Typ-1-Diagnose. Diese Studie berichtete von einer 14% höheren TIR mit AID im Vergleich zur Standardversorgung.
Zurzeit verwenden etwa 800.000 Diabetes-Patienten weltweit ein AID-System. Eine beachtliche Zahl, jedoch weit entfernt von den 8,7 Millionen Patienten weltweit mit Typ-1-Diabetes plus den etwa 80 Millionen Typ-2-Patienten, die eine Insulintherapie erhalten. Er räumte aber ein, dass die Kosten ein erhebliches Hindernis für eine flächendeckende Versorgung von AID-Systemen für Diabetes-Patienten sind, auch wenn die Vorteile den zunehmenden Einsatz dieser Systeme rechtfertigten, die neben einer hohen Wirksamkeit auch kostenintensiv sind: In Deutschland betragen die jährlichen Kosten für eines der AID-Systeme durchschnittlich 8.500 € pro Jahr, hauptsächlich verursacht durch die hohen Kosten der Sensoren (40% der Gesamtkosten) und die Verbrauchsmaterialien (30% der Gesamtkosten).
In Deutschland ist die Nutzung von AID-Systemen ausgesprochen heterogen, offenbar je nach Einstellung der jeweiligen KV in dem jeweiligen Bundesland. In Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) und auch in Nordrhein-Westfalen sind sie niedrig, möglicherweise auch deshalb, weil es nicht einfach ist, mit den sich ständig ändernden Kombinationen von AID-Optionen für Diabetes-Patienten auf dem Laufenden zu bleiben.
Im weiteren Verlauf seines Vortrags verwies der Redner auf das Potenzial bihormoneller AID-Systeme, die aber noch in der Entwicklung sind. Hier hob er eine positive prospektive Studie von Inreda AP hervor, die signifikante Verbesserungen der glykämischen Ergebnisse zeigte. Wichtig dabei war, dass erwachsene Teilnehmer durch die Zugabe von Glucagon nicht an Gewicht zunahmen. Das Durchschnittsgewicht nahm nach 12 Monaten Verwendung des bihormonellen Full-Closed-Loop-Systems sogar um ein Kilogramm ab (p<0,001). Er warnte aber, dass die Art der bihormonellen Technologie die behördliche Zulassung dieser Systeme noch schwieriger machen könnte als bei bestehenden AID-Systemen.
Bei seinen Ausführungen zur Zukunft von AID-Systemen führte er die zusätzliche Arbeit an, die erforderlich ist, um Systeme der nächsten Generation zu realisieren und sagte, dass neuronale Netzwerkalgorithmen darauf abzielen sollten, die aktuellen AID-Standards zusätzlich zu ihrer reduzierten Rechenleistung zu übertreffen, anstatt sie einfach zu erreichen. Er äußerte sich auch skeptisch über die Zukunft des Einsatzes von Deep Learning zur Unterstützung der Kohlenhydratzählung und von AID-Systemen zur Erkennung von Essen durch Handbewegungen, räumte aber ein, dass sie bei kleinen Mahlzeiten im Allgemeinen gut funktionieren, bei größeren Mahlzeiten jedoch die Nuancen der Kohlenhydrate übersehen können.
Last but not least lobte er die Bemühungen der FDA um Interoperabilität und ging noch weiter, indem er eine einheitliche Software für alle AID-Systeme forderte, um die Belastung der Anbieter zu verringern, denn auch die Interoperabilität ist eine Herausforderung für den erweiterten Zugang.
Fazit: Die Zukunft für AID-Systeme ist nach Meinung von Prof. Danne vielversprechend, das zeigte sein Überblick über die Richtung, in die sich das Feld seiner Meinung nach bei AID entwickeln könnte.
diatec weekly – September 20, 24
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Den unterschiedlichen Standart in der ärztlichen Behandlung des TD1 kann ich aus persönlicher Anschauung nur bestätigen. Bis 2010 lebte ich in München
Insulinpumpe? Kein Thema.
Seit 2010 lebe ich in Dresden – mit Insulinpumpe. Natürlich mit genauer Einstellung und Schulung im Rahmen eines einwöchigen stationären Klinikaufenthalts im Uniklinikum Dresden.
Am 16. November 2024 findet übrigens der 24. Dresdner Insulinpumpentag im Dekanatshörsaal des Unklinikums statt